Erzdiözese Freiburg
So schneidet die Erzdiözese Freiburg im Tierschutz ab.

Hier findest du Erläuterungen zu unserem Bewertungssystem.
Zusammenfassung
Die Erzdiözese Freiburg zeigt mit ihren verschiedenen Klimaschutz-Projekten deutliche Ambitionen, die sich auch auf den Tierschutz auswirken. Allerdings steht die seit 2022 angekündigte »Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung« noch immer aus, sodass unsere Bewertung der bestehenden Verordnungen und Richtlinien leider schlechter ausfällt, als wir das Engagement der Erzdiözese darüber hinaus wahrnehmen. Dass der BDKJ Jugendverband der Erzdiözese Freiburg bereits 2023 beschlossen hat, alle seine Veranstaltungen komplett vegan auszurichten, und dass die Erzdiözese beschlossen hat, bis zum Jahr 2030 Klimaneutralität zu erreichen, ist »Outstanding« und spiegelt sich entsprechend positiv in unseren Label-Bewertungen wider.
Wir erwarten, dass sich die ausstehende »Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung« an dem Produktkatalog für Nachhaltigkeitskriterien der Erzdiözese von 2021 orientiert und entsprechend verbindliche Regelungen schafft. Dieser Katalog empfiehlt zumindest regionale Bio-Milch sowie einen möglichst geringen Konsum von Fleischprodukten sowie Fleischprodukte in Bio-Qualität, auch wenn unsere Initiative Will-Kirche-Tierschutz.de an sich weitergehende Vorstellungen hat.
Mit der Regio-Studie unterstreicht die Erzdiözese ebenso ihren Anspruch, die Essensversorgung in ihren Einrichtungen nachhaltiger auszurichten. Die in den Jahren 2022 bis 2024 anhand von vier ausgewählten Bildungs- und Gästehäusern der Erzdiözese durchgeführte Studie nennt als wichtigsten Ansatz aus ökologischer Sicht die Reduktion von Tierprodukten, gefolgt von biologisch und regional erzeugten Lebensmitteln und den dafür notwendigen Rahmenbedingungen. Die Studie verweist darauf, dass der Zusammenhang zwischen ethischen Fragestellungen, auch bezogen auf die Bewahrung der Schöpfung, und dem individuellen Essverhalten, oft in der Gesellschaft nicht hergestellt oder verdrängt wird. Zur Unterstützung von Veränderungen – »Rückendeckung für weniger Fleisch« – wären laut der Studie eine deutliche Positionierung sowie auch eine öffentliche Forderung danach durch die Diözesanleitung hilfreich.
Auch mit der Initiative und Auszeichnung »fair.nah.logisch.« strebt die Erzdiözese an, Kirchengemeinden und Einrichtungen dabei zu unterstützen, ihren Einkauf und ihren Konsum an öko-fairen Kriterien auszurichten. Konkrete Tierschutzanforderungen müssen dabei jedoch nicht erfüllt werden und werden auch nur sehr marginal behandelt. Im »Energie- und Klimabericht der Erzdiözese Freiburg 2023« wird als Status zum Projekt eine »verhaltene Resonanz in den Kirchengemeinden« festgehalten. Dies ist nachzuvollziehen, denn die Erzdiözese verfügt nach eigenen Angaben allein über 1.048 Pfarreien, 1.019 Kindertagesstätten sowie 700 Pflege- und Senioreneinrichtungen und bislang (Abruf 14.02.2025) sind nur ca. 80 Einrichtungen und Kirchengemeinden als Teilnehmende des seit 2016 bestehenden Programms verzeichnet.
In der vom Erzbistum mitorganisierten Vortragsreihe »Es geht um die Wurst« vom Herbst 2024 wird ebenfalls die Notwendigkeit thematisiert, den Konsum von Tierprodukten zu reduzieren. Dabei wird auf verschiedene Aspekte der Mensch-Tier-Beziehung eingegangen und herausgestellt, dass die Massentierhaltung und ihre grausamen Auswirkungen ebenso wie der hohe Konsum von Tierprodukten und deren ökologische wie gesundheitliche Folgen für die Kirche nicht hinnehmbar sein sollten.
Die hier dargelegten und weitere in unserer Recherche-Auswertung angeführten Programme haben uns veranlasst, der Erzdiözese Freiburg auf unserer Engagementebene das Kirchen-Tierschutz-Label »orange H4 | H5 (Bio)« zu vergeben. Da die bestehende Vergabeordnung der Erzdiözese Freiburg von 2022 jedoch keine Regelungen zu Tierschutzstandards enthält und damit die Verwendung von Produkten aus schlimmster Massentierhaltung dort nicht ausgeschlossen ist, konnten wir bislang auf Verordnungsebene nur das Kirchen-Tierschutz-Label schlimmste Massentierhaltung »rot H1 | H2 | H3« vergeben. Wir haben die Erwartung, dass sich dies mit der angekündigten »Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung« ändern wird und sich seitens der Erzdiözese dort zumindest eine Positionierung hinsichtlich der Haltungsformen 4 oder 5 als verbindliche Regelung mit einem entsprechenden Zeitkorridor wiederfinden wird.
Die Ergebnisse des Strategiedialogs Landwirtschaft in Baden-Württemberg, an dem unter anderem auch die Erzdiözese Freiburg beteiligt war, sind jedoch sehr enttäuschend. Hier fehlt es an einem konkret messbaren Tierschutzanspruch, was wohl auch dem starken Einfluss der Agrarindustrie geschuldet ist.
Wie erwähnt, setzt die Jugendorganisation – Bund der Deutschen Katholischen Jugend in der Erzdiözese Freiburg – hingegen schon jetzt ein deutliches Zeichen und richtet ihre Veranstaltungen gemäß einem Beschluss ihrer Diözesanversammlung von 2023 komplett vegan aus. Entsprechend fällt auch die Einordnung in unser Label aus. Der Beschluss wird zudem mit Taten gefüllt und hat unter anderem die Broschüre »Vegane Rezepte für die Lagerküche« hervorgebracht – die wir sehr empfehlen können.
Das Klimaschutzkonzept der Erzdiözese Freiburg setzt ein starkes Zeichen, die Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 zu erreichen und berücksichtigt dabei auch die Notwendigkeit, den Konsum von Tierprodukten zu senken. Entsprechend erfolgte unsere Label-Einordnung »Klimaneutralität 2030«.
Leider behandelt die Erzdiözese Tierschutz fast ausschließlich unter ökologischen Aspekten. So ist es nicht verwunderlich, dass es keine eigene Stelle einer*es Tierschutzbeauftragten gibt und auch keine eigene Webseiten-Rubrik zum Thema Tierschutz. Das Thema Tierschutz wird leider nur marginal und für unsere Wahrnehmung wenig strukturiert durch verschiedene Bereiche im Erzbistum verantwortet.
Die Erzdiözese Freiburg hat für die Landverpachtung in Bezug auf den Tierschutz kaum Regelungen, die über das gesetzliche Maß hinausgehen. Bei der Vergabe sollen »Ökologischer Anbau vor konventionellem Anbau« und »Artgerechte Tierhaltung vor konventioneller Tierhaltung« berücksichtigt werden, sofern vergleichbare Angebote vorliegen. Ein deutliches Bekenntnis gegen Massentierhaltung bei der Landverpachtung fehlt. Anders z. B. die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens. Sie empfiehlt seit 2014, »kein Kirchenland für sogenannte industrielle Massentierhaltung zur Verfügung zu stellen«, und die Evangelische Kirche Mitteldeutschland schließt Massentierhaltung und Betriebe mit systematisch geschlechtsbezogener Tötung von Tieren als Pächter aus.
Will-Kirche-Tierschutz.de fordert die Erzdiözese Freiburg auf, in ihrer ausstehenden »Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung« zumindest Beschaffungsstandards von Tierprodukten auf dem Niveau der Haltungsformen 4 und 5 im Rahmen eines entsprechenden Zeitkorridors zu regeln. Zudem fordern wir die Erzdiözese auf, einen Tierschutzbeauftragten einzusetzen und sich öffentlich klar und wahrnehmbar für Tierschutz und eine Verringerung des Konsums von Tierprodukten sowie ein konsequentes Angebot an pflanzlichen Alternativen auszusprechen.
Wir freuen uns zudem über wichtige Hinweise oder Ergänzungen, die zur weiteren Verbesserung unserer Auswertungen beitragen. Schreibt uns in diesem Fall gerne eine E-Mail an kontakt@will-kirche-tierschutz.de.
Sorgen wir gemeinsam für Verbesserungen des Tierschutzes in der Kirche!
Rechercheergebnisse zur Erzdiözese Freiburg
Hinweis: Zitate sind »kursiv« gekennzeichnet. Erläuterungen dazu in »gerader« Schrift.
1 Beschaffungskriterien für Tierprodukte und Geltungsbereich
1.1 Hat die Erzdiözese Freiburg konkrete Beschaffungskriterien für Lebensmittel, beispielsweise in Form einer Beschaffungsverordnung oder Leitlinie oder etwas Vergleichbarem, und was ist darin hinsichtlich der Kriterien für Tierprodukte geregelt? Wie verbindlich sind etwaige Regelungen der Erzdiözese Freiburg für die Diözese selbst und die ihr unterstellten Gemeinden und Einrichtungen bzw. welchen Geltungsbereich haben diese Regelungen?
Die Erzdiözese Freiburg hat eine Vergabeordnung von 2022, in der sie auf ihre angestrebte »Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung« verweist, die jedoch immer noch nicht vorliegt (Stand 11.02.2025). Nach unserer Erkenntnis gibt es bislang keine verbindlichen Kriterien für die Beschaffung von Tierprodukten durch die Erzdiözese Freiburg, jedoch eine Reihe von Empfehlungen und Programmen, die eine ökologische Beschaffung nahelegen, z. B. der weiter unten angeführte »Produktkatalog mit Nachhaltigkeitskriterien der Erzdiözese Freiburg« der AG Beschaffung von 2021. Die Diözesanstrategie und Diözesanen Leitlinien verweisen ebenso darauf, dass die Beschaffung konsequent an nachhaltiger Erzeugung, ökologischer Verträglichkeit und fairem Handel ausgerichtet sein soll. Die weiter unten unter »3.2 Gibt es eigene Beteiligungsprogramme oder Vorzeigeprojekte der Erzdiözese Freiburg …« angeführten Beispiele weisen zumindest auf ein ernsthaftes Bemühen hin.
Auszüge aus der Vergabeordnung der Erzdiözese Freiburg
- Diese für die Erzdiözese Freiburg K.d.ö.R. geltende Vergabeordnung dient der Einführung verbindlicher Regelungen bei der Vergabe von Aufträgen nach § 20 Haushaltsordnung.
- Neben grundsätzlichen ökonomischen Gesichtspunkten sind im Sinne der Nachhaltigkeit ökologische Aspekte und soziale Kriterien als untrennbare Einheit zu berücksichtigen.
- Die Kirche hat in ihrem Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung, gerade in der sichtbaren Präsenz durch ökologisch faire Beschaffung, eine besondere Vorbildfunktion.
- Daher werden wir alle in die Pflicht genommen, verantwortlich mit der Schöpfung Gottes umzugehen und Sorge dafür zu tragen, dass die Beschaffung und der Verbrauch von Gütern auf allen Ebenen der Erzdiözese konsequent an nachhaltiger Erzeugung, ökologischer Verträglichkeit und fairem Handel ausgerichtet sind. (vgl. S. 52-53 DLL). Dies ist in der Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung näher geregelt.
- Die »Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung«, auf die die Vergabeordnung von 2022 hier verweist, ist wie oben erwähnt bis heute (Abruf 11.02.2025) nicht fertiggestellt, siehe Fragen und Antworten zur Vergabeordnung:

- § 2 Anwendungsbereich und Verantwortung
(1) Der Anwendungsbereich erstreckt sich auf den Geltungsbereich gemäß § 2 Nr. 1 Haushaltsordnung der Erzdiözese Freiburg in der jeweils gültigen Fassung. - Die Vergabeordnung tritt am 1. März 2022 in Kraft.
Christoph Neubrand Generalvikar
Auszüge aus dem Produktkatalog mit Nachhaltigkeitskriterien der Erzdiözese Freiburg
Zwar liegt die seit 2022 angekündigte »Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung« der Erzdiözese Freiburg, Stand Februar 2025, wie erwähnt weiterhin nicht vor. »Die AG Beschaffung« der Erzdiözese hat jedoch bereits im Januar 2021 einen Produktkatalog mit Nachhaltigkeitskriterien verabschiedet, der regionale Bio-Milch sowie einen möglichst geringen Konsum von Fleischprodukten sowie Fleischprodukte in Bio-Qualität aufführt.
- Der vorliegende Entwurf eines Produktkatalogs mit Nachhaltigkeitskriterien ist im Rahmen der AG Beschaffung entstanden und am 18.01.2021 von der AG verabschiedet worden.
- 1. Ziel und Entstehen des Produktkatalogs
Ziel des Produktkatalogs ist, den Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen der Erzdiözese Freiburg zur Umsetzung der Ordnung zur nachhaltigen Beschaffung sowie praktische Hinweise zu Nachhaltigkeitskriterien und Siegeln für den ökologischen, sozialen und fairen Einkauf von Produkten und Dienstleistungen bereitzustellen.
Für die Erzdiözese Freiburg gilt bei Zielkonflikten, die sich zwischen verschiedenen Kriterien ergeben: ökologische, faire und soziale Kriterien wie auch ökonomische Kriterien sollen bei jeder Beschaffung bedacht und berücksichtigt werden – so dass jede Entscheidung eine informierte Entscheidung ist. - 9. Lebensmittel (Download-Link)

- Danach werden für folgende Produkte diese Kriterien und Siegel angegeben (empfohlen):
- Fleisch(produkte): Möglichst wenige Fleischprodukte kaufen, auf Regionalität und Bio achten. | Bio-Siegel, Regionalfenster
- Lebensmittel allgemein: Möglichst regional und saisonal, möglichst hoher Bio-Anteil, fleischarm. | Bio-Siegel, Regionalfenster, Produkte aus dem Globalem Süden: Fairtrade, GEPA
- Milch(produkte): Regionale Bio-Milch | Bio-Siegel …
Auszüge aus den Diözesanen Leitlinien der Erzdiözese Freiburg
- 3.7 Bewahrung der Schöpfung und Friedensarbeit
- Die Verantwortlichen dieser Bereiche tragen Sorge dafür, dass die Beschaffung und der Verbrauch von Gütern auf allen Ebenen der Erzdiözese konsequent an nachhaltiger Erzeugung, ökologischer Verträglichkeit und fairem Handel ausgerichtet sind. Diese Kriterien gelten auch für Kapitalanlagen und Investitionen.
- Umsetzung
- Die Diözesanen Leitlinien sind eine verbindliche Vorgabe für den Einsatz aller, die in der Erzdiözese ehrenamtlich oder hauptberuflich im pastoralen und caritativen Dienst, in der Bildungsarbeit, in der Beratung oder in der Verwaltung tätig sind. …
- Bestehende Leitlinien und Konzeptionen (z. B. für die Pastoral mit Zielgruppen wie Jugendlichen, Familien, Senioren …) bzw. Leitbilder diözesaner Einrichtungen, Verbände oder Gemeinschaften sind daraufhin zu überprüfen, ob sie den Diözesanen Leitlinien entsprechen, und gegebenenfalls anzupassen. …
- Kirchliche Ordnungen, Satzungen und Statuten werden gemäß den Diözesanen Leitlinien überarbeitet. …
- Die Diözesanen Leitlinien treten zum 29. Juni 2017 in Kraft. Sie werden nach zehn Jahren überprüft und gegebenenfalls den Erfordernissen und Erkenntnissen der Zeit angepasst. Ihre Umsetzung wird kontinuierlich evaluiert.
Auszüge aus der Diözesanstrategie der Erzdiözese Freiburg
- Die Diözesanstrategie wurde am 5. Juni 2022 von Erzbischof Stephan in Kraft gesetzt. Es handelt sich um eine verbindliche Vorgabe, die die Grundlage für die »Kirchenentwicklung 2030« bildet und aus einer Vision, einer Mission und 13 strategischen Zielen besteht. Weder in der Vision, noch der Mission oder den genannten Zielen wird explizit auf Tierschutz oder Umweltschutz eingegangen, sondern nur sehr allgemein im Zusammenhang mit der Bewahrung der Schöpfung:
- Unter »Werte« heißt es beim Unterpunkt »Ressourcenbewusst«: »Wir prüfen alle Personal- und Sachausgaben. Wir achten auf einen umsichtigen und nachhaltigen Einsatz der Mittel, der auch unserer Verantwortung für die Schöpfung Rechnung trägt.«
- Und das »Strategische Ziel 9« lautet: »Als Erzdiözese verstärken wir unser Engagement zur Bewahrung der Schöpfung.«
Strategiedialog Landwirtschaft in Baden-Württemberg
Die Erzdiözese Freiburg gehörte ebenso wie die Evangelische Landeskirche in Baden, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Evangelische Landeskirche in Württemberg zu den Teilnehmenden des von der Baden-Württembergischen Landesregierung 2022 initiierten »Strategiedialogs Landwirtschaft«, dessen Ergebnisse im Oktober 2024 veröffentlicht wurden.
In der Veröffentlichung »Gemeinsame Vereinbarung – Strategiedialog Landwirtschaft« wird unter anderem Folgendes erwähnt:
- Baden-Württemberg steht zur Nutztierhaltung
- Es bedarf daher eines Pakets zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der Tierhaltung, das die wirtschaftliche Tragfähigkeit und Konkurrenzfähigkeit im europäischen Binnenmarkt gewährleistet.
- Und es braucht eine gesonderte Honorierung des Mehraufwandes in der Tierhaltung, z. B. auf Grundlage der Empfehlungen der Borchert-Kommission. Dafür müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit mehr Tierwohl und mehr Umwelt- und Klimaschutz in der Nutztierhaltung auch umsetzbar sind.
Die beteiligten Kirchen haben in der Stellungnahme »Erhalt der kleinstrukturierten und kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Baden-Württemberg und weltweit ist Anliegen der Kirchen« zum Abschluss des Strategiedialogs Landwirtschaft drei zentrale Anliegen für sich hervorgehoben:
- Die Kirchen treten im Sinne der Bewahrung der Schöpfung für den Erhalt der kleinstrukturierten, kleinbäuerlichen Landwirtschaft und die Förderung ökologischer Landwirtschaft ein.
- Die Kirchen machen weiterhin Angebote der Bildung für nachhaltige Entwicklung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und tragen dazu bei, dass die notwendige Transformation in Landwirtschaft und Gesellschaft auch durch einen Bewusstseinswandel getragen wird.
- Die Kirchen begrüßen solche Formen lösungsorientierter Dialogprozesse, die verschiedenste Gruppen einbinden und zu gemeinsamen Lösungen führen. Dieses Modell gesellschaftlicher Entscheidungsfindung entspreche zutiefst christlichen Grundüberzeugungen und werde deshalb auch im Raum der Kirchen angeboten.
Im weiteren Fließtext der Stellungnahme heißt es zudem:
- Außerdem wollen wir mit einer nachhaltigen Verpflegung in unseren Einrichtungen der Außer-Haus-Verpflegung ökologische Wertschöpfungsketten in der Produktion von Nahrungsmitteln in unseren Regionen fördern. Und nicht zuletzt ist uns die Versorgung mit ausreichenden, gesunden und schmackhaften Nahrungsmitteln, die von allen erworben werden können, ein wichtiges soziales Anliegen.
1.2 Wie sind die Positionen der Erzdiözese Freiburg zum Tierschutz und zur Nutzung von Tierprodukten anhand der fünf Haltungsform-Stufen von Haltungsform.de einzuordnen? Welche Stufen werden durch die Erzdiözese Freiburg empfohlen bzw. müssten demnach durch diese empfohlen werden und welche nicht?
Wie unter 1.1 dargestellt, gibt es nach unserer Erkenntnis keine verbindliche Regelung der Erzdiözese Freiburg, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehende Tierschutzstandards für ihre Beschaffung festlegt. Somit ist die Verwendung von Produkten aus schlimmster Massentierhaltung in den Gemeinden und Einrichtungen der Erzdiözese Freiburg nicht ausgeschlossen.
Andererseits würde eine entsprechende Beschaffung eindeutig den Empfehlungen der Erzdiözese gegenüber ihren Gemeinden und Einrichtungen widersprechen, zumindest aus Umwelt- und Klimaschutzgründen auf eine ökologische Beschaffung zu achten. Wir wären enttäuscht, wenn sich die Erzdiözese Freiburg hinsichtlich ihres Anspruchs unterhalb der Haltungsform 4 oder 5 positioniert, und versuchen dazu ein Statement seitens der Erzdiözese zu erhalten.
2 Reduktion von Tierprodukten und veganes Angebot
2.1 Welche Aussagen gibt es in der Erzdiözese Freiburg zur Reduktion von Tierprodukten sowie zum Ausbau eines vegetarischen und/oder veganen Angebots, wie verbindlich sind diese für die Diözese selbst und die ihr unterstellten Gemeinden und Einrichtungen und wo ist dies ggf. geregelt?
Das Klimaschutzkonzept der Erzdiözese Freiburg sieht vor, bis zum Jahr 2030 Klimaneutralität zu erreichen, und berücksichtigt dabei auch die Notwendigkeit, den Konsum von Tierprodukten zu senken. Von einer konkreten Bilanzierung der CO2-Emissionen für den Bereich Beschaffung wird jedoch mit der Begründung eines zu hohen Aufwandes gegenüber der vergleichsweise geringen Bedeutung abgesehen. Stattdessen wird ein pauschaler Aufschlag von 10 % auf die CO2-Emissionen durch Gebäude und Mobilität erhoben. Als Rechenmodell für den pauschalen Aufschlag wird auf die Studie der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. (FEST) verwiesen. Damit setzt sich die Erzdiözese Freiburg zwar keine konkret messbaren Jahresziele für die Reduktion von Tierprodukten, macht aber z. B. durch ihre »Bio-Regio-Studie« deutlich, dass die Umsetzung ein ernsthaftes Ziel gerade auch auf Einrichtungs- und Gemeindeebene ist. Über den in verschiedenen Programmen und Initiativen genannten Anspruch, Tierprodukte zu reduzieren, konnten wir jedoch keine klaren Regelungen finden. Die Jugendorganisation der Erzdiözese Freiburg – BDKJ in der Erzdiözese Freiburg – ist da deutlich weiter und richtet ihre Veranstaltungen gemäß einem Beschluss ihrer Diözesanversammlung von 2023 komplett vegan aus.
Auszüge aus dem Klimaschutzkonzept der Erzdiözese Freiburg (Download-Link)
- Das Ziel der Erzdiözese Freiburg ist die Klimaneutralität bis 2030. … Im vorliegenden Konzept wurden die Bereiche Gebäude und Mobilität detailliert untersucht. … Die Bilanzierung der Beschaffung wäre sehr aufwändig gewesen und wurde daher anhand von Kriterien der FEST abgeschätzt. … Bei der Beschaffung liegen die Potenziale in einer breiteren Durchdringung der Kirchengemeinden mit dem Einkauf umweltfreundlicher Produkte.
- Bei den Maßnahmen werden unter dem Punkt »Beschaffung« folgende Punkte aufgeführt:
- Implementierung einer nachhaltigen Beschaffungsordnung
- Öko-fairen Warenkorb erstellen und anbieten
- Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffung und Nutzung nach Produktgruppen
- 5. Ausgangslage in der Erzdiözese Freiburg – 5.5 Beschaffung
- 5.5.1 fair.nah.logisch
Die Initiative fair.nah.logisch. wurde 2016 durch den Diözesanrat und Erzbischof Stephan Burger ins Leben gerufen und bezieht sich auf alle Einrichtungen und Verbände in der Erzdiözese Freiburg. Die Initiative fair.nah.logisch. soll zur öko-fairen sowie regionalen Beschaffung von Produkten motivieren und die beteiligten Einrichtungen und Gemeinden dabei begleiten, nachhaltiger zu wirtschaften und sich zu vernetzen. Durch bewusste Kaufentscheidungen sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche in der Erzdiözese einen Beitrag zum Umweltschutz und zu fairen Arbeitsbedingungen vor Ort und weltweit leisten und dazu durch die Initiative befähigt werden. Bisher konnten über 40 Einrichtungen der Diözese für die Umsetzung der Initiative gewonnen werden und auch in einigen Kirchengemeinden wurden bereits Arbeitsgruppen für die Umsetzung von fair.nah.logisch. eingerichtet. Die breitere Umsetzung in den Kirchengemeinden startet derzeit in zwei Pilotdekanaten. - 5.5.2 Wir kaufen anders
Die Informations- und Einkaufsplattform Wir kaufen anders ist ein gemeinsames Angebot der Evangelischen Landeskirche in Baden, der Erzdiözese Freiburg, der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau, der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Erzbistums Köln zur Förderung der nachhaltigen Beschaffung in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen. Die Homepage www.wir-kaufen-anders.de stellt Informationen, Anregungen und Beispiele für eine nachhaltige Beschaffung zur Verfügung. Registrierte Gemeinden und Einrichtungen können im Einkaufsportal aus einem vielseitigen Angebot von nachhaltigen Lieferanten für beispielsweise Büromaterialien, Papierprodukte und Lebensmittel auswählen und direkt bestellen.
- 5.5.1 fair.nah.logisch
- 6 CO2-Bilanz der Erzdiözese Freiburg – 6.3 Beschaffung
- Der Bereich der Beschaffung wurde im Rahmen der Treibhausgas-Bilanz der Erzdiözese nicht berechnet, sondern nur mit einem pauschalen Anteil von 10 % an der Gesamtbilanz angesetzt. Hintergrund ist, dass eine detaillierte Bilanzierung über alle eigenständig agierenden Körperschaften und über alle Produktgruppen hinweg zu aufwändig wäre. …
- Andererseits ist die detaillierte Zuweisung von Treibhausgasen zur Beschaffungstätigkeit der Erzdiözese aufgrund der Komplexität innerhalb einzelner Warengruppen und der Vielfalt bezogener Waren insgesamt eine große Herausforderung. Beispielhaft sei hier der Bereich Ernährung / Catering genannt. Hier führt der Einfluss von Saison und Herkunft von Nahrungsmitteln in der Treibhausgasbilanz zu einer großen Spannweite von Ergebnissen. Es müssen also für eine aussagekräftige Bilanz für Catering in KiTas streng genommen nicht nur genutzte Nahrungsmittel und Mengen erhoben werden, sondern innerhalb der Lebensmittel weitere Details wie die Herkunft von Gemüse aus dem Freiland oder Treibhaus oder Jahreszeit der Ernte. Darüber hinaus müssten Abfälle und Reste sowie deren Weiterverendung [sic] bzw. Entsorgung erfasst werden. Schließlich ist das Setzen der Bilanzgrenzen problematisch, denn wichtige Einflussfaktoren wie die Lagerung oder Lieferketten sind der beschaffenden Stelle häufig nicht bekannt. Hier bietet es sich an, eine gezielte Untersuchung vorzunehmen. Aus den Erfahrungen mit dem Projekt KEEKS, bei dem insbesondere Schulverpflegung detailliert untersucht wurde, ist bekannt, dass die Datenaufnahme und Berechnung der Mahlzeiten zwar sehr aufwändig ist. Allgemeine Empfehlungen lassen sich aber gut übertragen.
- Vor diesem Hintergrund wird für die Treibhausgas-Bilanz der Erzdiözese auf die Empfehlung der FEST zurückgegriffen, den Einfluss der Beschaffung durch einen pauschalen Aufschlag auf die durch Mobilität und im Gebäudebereich verursachten Emissionen in der Bilanz zu veranschlagen. Dieser Aufschlag wird mit 10 Prozent angesetzt. …
- Ein pauschal angesetzter Anteil der Beschaffung von 10 Prozent an der Treibhausgasbilanz bedeutet nicht, dass die Gesamtemissionen verringert werden, indem Einsparungen in anderen Bereichen (Gebäude, Mobilität) erreicht werden. Insbesondere kann daraus nicht der Schluss gezogen werden, dass Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen im Bereich der Beschaffung weniger relevant sind, weil der Effekt zunächst nicht genau in der Bilanz dargestellt ist.
- Stattdessen sollte kontinuierlich an der Verbesserung der Datenlage im Bereich der Beschaffung gearbeitet werden, um sowohl bessere Aussagen über den aktuellen Stand der Emissionen als auch über Effekte von Maßnahmen durch die Erzdiözese in diesem Bereich treffen zu können. Das kann geschehen, indem gezielt Abfragen zum Beschaffungswesen über die Erzdiözese hinweg durchgeführt werden. Dabei sollte die Konzentration zunächst auf Produkten oder Produktgruppen liegen, die leicht erfassbar sind und für die damit verbundenen CO2-Emissionen einfach abgeschätzt werden können. Zu solchen Produktgruppen zählen u.a. … ‒ Nahrungsmittel, Catering
- 7 Potenzialanalyse und Szenarien – 7.5 Strategien für die Umsetzung
- Beschaffung – 2. Ein bedeutender Punkt liegt bei der Ernährung, die einen großen Anteil einnimmt. Hier ist auf regionale, saisonale und weniger fleischbasierte Produkte zu achten.
- 8 Maßnahmen für die Klimaneutralität – 8.7 Beschaffung
- Be.1 – Implementierung einer nachhaltigen Beschaffungsordnung
- Beschreibung – Zum Zeitpunkt der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes läuft bereits der Prozess, die in der Erzdiözese bestehende Vergabeordnung um eine nachhaltige Beschaffungsordnung zu ergänzen. Insbesondere muss die Gleichrangigkeit zu Standards wie Sparsamkeit festgestellt werden, damit eine nachhaltige Beschaffung nicht auf formaler Ebene über die Preisgestaltung blockiert wird.
Zu den Grundsätzen nachhaltiger Beschaffung gehören die Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten sowie der Einbezug lokaler und regionaler Wirtschaft. Anhand beispielhafter Warenkörbe für Kirchengemeinden (vgl. Be.3) mit einer Gegenüberstellung von nachhaltiger Beschaffung und konventioneller Beschaffung anhand relevanter Faktoren (Nachhaltigkeit, Kosten) müssen diese Grundsätze erklärt und handhabbar gemacht werden. Dabei kann auf vorhandenes Material aufgebaut werden.
Die Erzdiözese sollte zudem Anreize dafür schaffen, dass Kirchengemeinden, Einrichtungen und Verbände für die eigenen Aktivitäten nachhaltige Beschaffungsordnungen adaptieren und umsetzen (vgl. Be.4).
Nach der Implementierung ist eine regelmäßige Evaluation der Beschaffungspraxis in Kirchengemeinden, Einrichtungen und Verbänden nötig. Diese dient einerseits den Stand der Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffung zu bestimmen und andererseits den Beschaffungsbedarf zu erheben. Die Evaluation greift dabei auf den Datenerhebungsprozess (Be.2) zurück. … - Be.2 – Datenlage im Bereich der Beschaffung verbessern
- Beschreibung – Im Rahmen der aktuellen Treibhausgasbilanz der Erzdiözese Freiburg kann der Einfluss des Bereichs Beschaffung nur pauschal als Anteil an den Gesamtemissionen angesetzt werden, weil die Datenlage eine genauere Betrachtung nicht zulässt. Damit verbunden sind zunächst einmal Ungenauigkeiten bei der Beschreibung des Ist-Zustands, gleichzeitig sind aber auch der Einfluss von Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen und mögliche Erfolge nicht korrekt darstellbar.
Deshalb soll kontinuierlich an der Verbesserung der Datenlage im Bereich der Beschaffung gearbeitet werden. Langfristig wünschenswert wäre ein einheitliches Instrument zur Erfassung der wichtigsten Beschaffungsparameter wie Produkttypen und Mengen über die gesamte Erzdiözese hinweg. … - Be.4 – Finanzielle Förderung der öko-fairen Beschaffung
- Beschreibung – Öko-faire Produkte und Dienstleistungen liegen im Bezugspreis häufig oberhalb konventioneller Alternativen, weil sie ihnen gegenüber Mehrwerte besitzen. Zwar sind bei einer Betrachtung der Kosten über die Lebensdauer oder bei Berücksichtigung von (Umwelt-)Folgekosten öko-fairer Produkte häufig die wirtschaftlich sinnvollere Auswahl, dennoch ist für eine beschaffende Stelle ein höherer Bezugspreis ein wesentliches Hindernis für die Auswahl. Zur Vermeidung dieses Hindernisses sind zwei Schritte nötig:
– Die Beschaffungsordnung muss einen höheren Beschaffungspreis ermöglichen (vgl. Be.1)
– Konkrete finanzielle Förderung öko-fairer Produkte und Dienstleistungen, z.B. über: - Finanzieller Bonus für Gemeinden, Einrichtungen und Verbänden, die sich zur Nutzung des öko-fairen- Warenkorbs entschließen
- Bezuschussung des Einkaufs bei wir-kaufen-anders.de (Produkte dort werden günstiger angeboten,)
- Aktion „Öko-Euro“: Zuschuss für Veranstaltungen, die öko-faire Kriterien nachweislich einhalten, 1 Euro pro Tag und Teilnehmenden …
- Be.5 – Fortführung und Ausbau von fair.nah.logisch. und wir-kaufen-anders.de
- Beschreibung – Als Erweiterung der übergreifenden Beschaffungsordnung (Be.1) und des festen öko-fairen Warenkorbs (Be.3) sollen sich die Kirchengemeinden zu einer weitergehenden Umstellung der Beschaffung selbstverpflichten. Dabei benötigen sie Unterstützung, die in Form des bereits bestehenden Angebots fair.nah.logisch. und der Kooperation mit wir-kaufen-anders.de erfolgen kann. Diese sollten fortgeführt und ausgebaut werden.
Das Ziel von fair.nah.logisch., dass 80 % der Einrichtungen, Kirchengemeinden und Verbände in der Erzdiözese Freiburg mit der Umsetzung von fair.nah.logisch. beginnen und Produkte nach fairen, regionalen und ökologischen Kriterien beschaffen bietet dabei eine gute Richtmarke.
Bereits jetzt bieten fair.nah.logisch. und wir-kaufen-anders.de über ihre Internetpräsenz und über Vorträge und Fortbildungen zum Thema öko-faire Beschaffung einen Anlaufpunkt für Informationssuchende in der Erzdiözese Freiburg. Diese Funktion sollte noch intensiviert werden. Dazu wird vorhandenes Material ausgebaut und ergänzt (z.B. Erklärung der Beschaffungsleitlinien; Öko-fairer-Warenkorb, praxisnahe Darstellung von Beispielen). Gleichzeitig sollte die Bewerbung und die Außenwirkung gesteigert werden. Bei steigendem Bedarf müssen die personellen und finanziellen Ressourcen der Angebote aufgestockt werden.
Zur Aktivierung vorhandener Akteure und Gewinnung Weiterer wird eine Werbeoffensive für fair.nah.logisch. und wir-kaufen-anders.de gestartet.
Denkbar sind beispielsweise Informationspakete in Verbindung mit Bonuspreisen für Neukunden und Treueaktionen für langjährige Kunden.
Mit der Aktion „Öko-Euro“ wird ein Zuschuss für Veranstaltungen gewährt, die fair.nah.logisch.-Kriterien nachweislich einhalten (vgl. Be.4).
Eine enge inhaltliche Anbindung der Aktivitäten der Ekiba (z.B. bei Grüner Gockel-Gemeinden) an fair.nah.logisch. kann zusätzliches Potenzial schaffen und gleichzeitig den ökumenischen Gedanken fördern. Diese Verknüpfung ist über wir-kaufen-anders. de praktisch schon gegeben und kann aktiv ausgebaut werden. … - 8.8 Bildung – Bi.2 – Klimaschutzprojekte in Kitas
- Beschreibung – In den rund 1.000 katholischen Kindertageseinrichtungen in der Erzdiözese Freiburg werden über 64.000 Kinder von mehr als 14.000 pädagogischen Fachkräften betreut. Das bietet ein großes Potenzial für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), die auch die Themen sparsame Energienutzung und Klimaschutz sowie nachhaltige Beschaffung umfasst.
Auszüge aus dem Energie- und Klimabericht der Erzdiözese Freiburg 2023
- 2.3 Beschaffung
- Der Bereich der Beschaffung wurde im Rahmen der Treibhausgasbilanz der Erzdiözese nicht berechnet, sondern nur mit einem pauschalen Anteil von 10 % an der Gesamtbilanz angesetzt. …
Es kann durchaus sein, dass der Beschaffungsbereich zu niedrig geschätzt wird. So kam z. B. durch eine Umfrage in den rund 1.000 Kitas im Erzbistum Freiburg zutage, dass den Kitakindern jährlich ca. 5,8 Mio. Mahlzeiten gereicht werden. Diese dürften einen nicht unbedeutenden CO₂e-Ausstoß verursachen.
Daher wird kontinuierlich an der Verbesserung der Datenlage im Bereich der Beschaffung gearbeitet, um bessere Aussagen sowohl über den aktuellen Stand der Emissionen als auch über Effekte von Maßnahmen durch die Erzdiözese in diesem Bereich treffen zu können.
- Der Bereich der Beschaffung wurde im Rahmen der Treibhausgasbilanz der Erzdiözese nicht berechnet, sondern nur mit einem pauschalen Anteil von 10 % an der Gesamtbilanz angesetzt. …
- 4.2 Stand der Umsetzung

- 4.2.1.4 Beschaffung
- Mit dem Portal „Wir kaufen anders“ wird ein öko-fairer Warenkorb angeboten, die Initiative „fair.nah.logisch.“ wird fortgeführt und fortlaufend ausgebaut und für bestimmte Produktgruppen gibt es Rahmenverträge.
In Vorbereitung ist die Einführung einer nachhaltigen Beschaffungsordnung und die Datenlage im Umfeld der Beschaffung wird verbessert. Die öko-faire Beschaffung wird nicht oder nicht ausreichend finanziell gefördert.
- Mit dem Portal „Wir kaufen anders“ wird ein öko-fairer Warenkorb angeboten, die Initiative „fair.nah.logisch.“ wird fortgeführt und fortlaufend ausgebaut und für bestimmte Produktgruppen gibt es Rahmenverträge.

- 5.2 Die Steckbriefe der geförderten Projekte … (nachfolgend eine relevante Auswahl)
- 5.2.2 (001) Die „Bio-Regio-Studie“: Implementierung nachhaltiger Verpflegung in den Bildungshäusern der Erzdiözese …
Förderung / Projekt: … Im Rahmen der Studie soll auch erhoben werden, wie viel mehr es kosten würde, verstärkt auf bio-regionale Produkte zurückzugreifen.
Zum anderen werden die beteiligten Häuser in der Umsetzung durch die externen Institute begleitet und vor Ort werden regionale Wertschöpfungsketten und mittelfristig tragfähige Strukturen aufgebaut. Daraus werden Kriterien einer nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung in der Erzdiözese abgeleitet und es werden konkrete Handlungsempfehlungen an die Bildungs- und Gästehäuser sowie an die Entscheidungsträger adressiert. - 5.2.19 (022) fair.nah.logisch. in Kirchengemeinden
- Ziel und Zweck: fair.nah.logisch. ist eine diözesane Initiative der Erzdiözese Freiburg. Die Initiative fair.nah.logisch. wendet Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit auf die Bereiche Konsum, Einkauf und Beschaffung an. Die Initiative wurde vom Diözesanrat ins Leben gerufen und soll nun verstärkt in den Kirchengemeinden umgesetzt werden, was bisher aufgrund der Fokussierung der Ressourcen auf die diözesanen Einrichtungen und aufgrund des hohen Betreuungsaufwandes von Kirchengemeinden bei der Umsetzung der Initiative nicht gelungen ist. …
Förderung / Projekt: In den Kirchengemeinden der Erzdiözese werden öko-faire Kriterien bei Beschaffungen und Einkäufen zugrunde gelegt und die Initiative fair.nah.logisch. wird von einem Großteil der Kirchengemeinden umgesetzt. …
Status: … Verhaltene Resonanz in den Kirchengemeinden - 5.2.3 (002) Diözesane „Kompetenzstelle Bildung für nachhaltiges Handeln“ …
- Förderung / Projekt: Die Kompetenzstelle rückt Themen wie Klimaschutz, nachhaltiger Konsum und Biodiversität in der Erwachsenenbildung in den Fokus.
- 5.2.5 (005) #klimal (Bildung for Future)
- Ziel und Zweck: Klimaschutz in der kirchlichen Jugendarbeit im Bistum selbstverständlich machen
- 5.2.2 (001) Die „Bio-Regio-Studie“: Implementierung nachhaltiger Verpflegung in den Bildungshäusern der Erzdiözese …
Positionen des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend in der Erzdiözese Freiburg BDKJ
Der BDKJ in der Erzdiözese Freiburg greift das Thema Reduktion von Tierprodukten stark unter ökologischen Aspekten wie dem Klimaschutz auf und richtet seine Veranstaltungen gemäß einem Beschluss seiner Diözesanversammlung von 2023 komplett vegan aus. Schade ist jedoch, dass das Thema Tierschutz oder Massentierhaltung auf der Website über die dortige Suchfunktion kein einziges Ergebnis aufweist. Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf für den BDKJ-Diözesanverband Freiburg.
- Unter dem Punkt »Nachhaltigkeit« heißt es bei »Tipps & Infos zur Nachhaltigkeit«:
- Lebensmittel & Ernährung … Und das machen wir:
- Bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen wird auf den Einkauf von regionalen, saisonalen und biologischen Produkten geachtet, die unter sozial verträglichen Produktionsbedingungen hergestellt wurden. Produkte wie Bananen, Schokolade, Kaffee werden aus fairem Handel bezogen.
- Einwegverpackungen werden vermieden und Großverpackungen bevorzugt. Müll wird nach Wertstoffart genau und gewissenhaft getrennt.
- Bei der Diözesanversammlung 2023 hat der BDKJ Freiburg beschlossen, all seine Veranstaltungen, Gremiensitzungen und Aktionen komplett vegan zu verpflegen.
- Im Januar 2025 hat der BDKJ Freiburg im Rahmen des Projekts »#KLIMAL – Jugendarbeit & Klimaschutz« die Broschüre »Vegane Rezepte für die Lagerküche« – die wir sehr empfehlen können. Die Broschüre ist auch als PDF abrufbar.
3 Präsenz des Themas Tierschutz in der Erzdiözese Freiburg und Zuständigkeiten
3.1 Gibt es in der Erzdiözese Freiburg einen Tierschutzbeauftragten oder eine andere Person/Stelle mit vergleichbaren Aufgaben, welche Kompetenzen hat diese*r ggf. und gibt es eine eigene Webseiten-Rubrik zum Thema Tierschutz?
Nach unseren Erkenntnissen gibt es keinen expliziten Tierschutzbeauftragtein der Erzdiözese Freiburg. Zudem enthält die Website der Erzdiözese keine Rubrik zum Thema Tierschutz. Auch die Suchfunktion auf der Website ergibt praktisch keine konkreten Artikel zum Thema Tierschutz oder Massentierhaltung (Abruf 14.02.2025). Einziger »Lichtblick« ist die Vortragsreihe »Es geht um die Wurst«, die auf der Website »fair.nah.logisch.« erwähnt wird sowie über Youtube als Videodokumentation abrufbar ist (siehe unsere weiteren Ausführungen dazu weiter unten unter »Auszüge und Hinweise zur Initiative fair.nah.logisch.«) Das enttäuscht insbesondere, da die Erzdiözese Freiburg zumindest aus Klima- und Umweltschutzgründen ambitionierte Initiativen zur Reduktion von Tierprodukten betreibt. Dazu passend ein Auszug aus dem Schlusswort der Autorinnen der von der Erzdiözese in Auftrag gegebenen »Bio-Regio-Studie« (weitere Ausführungen zur Studie ebenfalls weiter unten):
- Aus den Häusern war zu erfahren, dass sowohl weltliche Seminargruppen und Tagesgäste als auch kirchliche Gäste (welche in den meisten Häusern eine besonders relevante Gästegruppe bilden) explizit eine fleischbetonte Kost erwarten. … Der Zusammenhang zwischen ethischen Fragestellungen, auch in Bezug auf die Bewahrung der Schöpfung, und dem individuellen Essverhalten scheint – wie auch allgemein in der Gesellschaft – nicht hergestellt oder verdrängt zu werden. Eine klare Positionierung der Bistumsleitung würde dem Bemühen der Häuser den Rücken stärken und die Gästekommunikation erleichtern.
Die Erzdiözese Freiburg hat mit ihrer »Kommission Schöpfung und Umwelt«, dem »Referat Fair Trade Diözese« und der »AG Beschaffung« jedoch eine Reihe von Institutionen und zuständigen Personen, die im Rahmen ihrer Tätigkeiten zumindest mittelbar die Belange des Tierschutzes verantworten.
3.2 Gibt es eigene Beteiligungsprogramme oder Vorzeigeprojekte der Erzdiözese Freiburg zum Thema Tierschutz (insbesondere der sogenannten Nutztierhaltung), der Reduktion von Tierprodukten, der Förderung von vegetarischen bzw. veganen Alternativen und/oder beteiligt sich die Diözese an entsprechenden Programmen anderer Institutionen?
Mit eigenen Programmen und Initiativen wie »fair.nah.logisch.«, der »Bio-Regio-Studie« und dem »Klima-Euro« sowie der Beteiligung an den Projekten »Wir kaufen anders« und »Klimafasten« etc. setzt die Erzdiözese Freiburg deutliche Anreize für die Reduktion von Tierprodukten und macht zumindest aus ökologischen und Klimaschutz-Gründen auf die Bedeutung und Notwendigkeit aufmerksam. Leider bleiben Tierschutzaspekte in allen Programmen weitgehend unbenannt.
Nichtsdestotrotz möchten wir das Engagement der Erzdiözese Freiburg hier anerkennend hervorheben. Schade ist, dass die anspruchsvollen Programme wohl noch nicht die gebührende Resonanz in der Vielzahl der Einrichtungen und Gemeinden finden, siehe weiter unten.
„Bio-Regio-Studie“: Implementierung nachhaltiger Verpflegung in den Gäste- und Bildungshäusern der Erzdiözese Freiburg
Die Erzdiözese Freiburg untersuchte mit der Studie, wie viel mehr es kosten würde, verstärkt auf bio-regionale Produkte in der Gemeinschaftsverpflegung ihrer Einrichtungen zu setzen und welche logistischen Herausforderungen bestehen. Diese Untersuchung erfolgte in den Jahren 2022 bis 2024 an Hand von vier spezifisch ausgewählten Bildungs- und Gästehäusern der Erzdiözese. Im Oktober 2024 wurden die Ergebnisse vorgestellt. Sie nennen als wichtigsten Ansatz aus ökologischer Sicht einen reduzierten Einsatz von Tierprodukten, gefolgt von biologisch und regional erzeugten Lebensmitteln.
Auszüge aus der Zusammenfassung der übergreifenden Ergebnisse (Download) zur »Bio-Regio-Studie«
- 01 — Hintergrund, Ziele und Herangehensweise
- Die katholische Kirche, die Deutsche Bischofskonferenz und die Erzdiözese Freiburg erkennen die Verantwortung aller kirchlichen Einrichtungen an, ihre Lebensmittelbeschaffung so zu gestalten, dass ökologische Grundlagen erhalten und die Schöpfung somit bewahrt wird. Konkret bedeutet dies für Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen der Erzdiözese Freiburg, dass sie sich um die Beschaffung möglichst regionaler und ökologisch erzeugter Lebensmittel bemühen und ihre Speisepläne an ökologischen Kriterien ausrichten. …
- Das vorliegende Ergebnispapier fasst die übergreifenden Erkenntnisse der »Bio-Regio-Studie« zusammen und leitet allgemeine Empfehlungen an Haus- und Küchenleitungen sowie an die Beschaffungs- und Haushaltsverantwortlichen in der Bistumsverwaltung und -leitung ab. … Aus ökologischer Perspektive ist ein reduzierter Einsatz von Tierprodukten der wichtigste Ansatz, gefolgt von biologisch und regional erzeugten Lebensmitteln. …
- Mehr bio-regio und weniger Fleisch: Chancen und Hürden in den untersuchten Bildungshäusern
… Eine große Herausforderung scheint die signifikante Reduktion des Einsatzes von Fleisch- und Milchprodukten zu sein – vor allem, weil einige Gästegruppen eine deutliche Reduktion dieser Lebensmittel nach Einschätzung der Küchenteams negativ bewerten würden und dadurch relevante (Stamm-)Kunden vergrault werden könnten. Mitunter hängt die Ermessung der Handlungsspielräume nach Einschätzung befragter Akteure aber auch von den Gewohnheiten, Normalitätsvorstellungen und Fertigkeiten der Küchenteams ab. …
- 04 — Übergreifende Hinweise und Empfehlungen an die Bildungs- und Gästehäuser der Erzdiözese Freiburg – und allgemein an Gemeinschaftsverpfleger der Region Baden
- Wie eingangs dargestellt, sind drei zentrale Strategien für eine nachhaltigere Gemeinschaftsverpflegung
1. die Reduktion von Fleisch und anderen Tierprodukten,
2. die regionale Beschaffung von Lebensmitteln aus kleinen Betrieben und von handwerklich arbeitenden Verarbeitern und
3.die vorzügliche Beschaffung von Bio-Lebensmitteln. - Zusammengedacht bedeutet dies im Ideal eine pflanzenbetonte Kost aus bio-regionalen Wertschöpfungsketten. …
- Eine Veränderung der Speisepläne oder eine Verbesserung der Nachhaltigkeit der Produkte, die sich auf die Preise durchschlägt, muss sich daher im Spektrum dessen bewegen, was von den Gästen mitgetragen wird, und kann sich nicht an sehr spezifische Zielgruppen richten (anders als es beispielsweise in der Individualgastronomie möglich ist). Veränderungen müssen daher immer mit der Akzeptanz abgeglichen werden. …
- Bei stärker pflanzenbetonter Kost und der Reduktion von Fleisch die Akzeptanzgrenzen der Gäste ausloten und sukzessive erweitern.
Ernährung ist in hohem Maße eine Gewohnheitssache und in unserer Gesellschaft gehört Fleisch seit einigen Jahrzehnten für viele Bevölkerungsgruppen zu einer vollständigen Mahlzeit dazu. Allerdings gerät diese Normalitätsvorstellung zunehmend unter Druck, insbesondere durch gesundheits- und nachhaltigkeitsorientierte Verbraucher*innen und Menschen mit tier-ethischen Bedenken gegen den Fleischverzehr. Hinzu kommen wissenschaftliche Befunde, die die ökologischen und gesundheitlichen Vorteile einer verstärkt pflanzenbasierten Kost sehr eindeutig belegen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beispielsweise empfiehlt neuerdings eine Fleischmenge von 300g pro Person und Woche – das ist kaum mehr als täglich etwas Wurstbelag und eine wöchentliche Fleischmahlzeit. Klassische Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen (wie z.B. Schulen und Kindergärten) haben in dieser Gemengelage eine besondere Verantwortung ihren Gästen, gesunde und nachhaltige Mahlzeiten anzubieten, da diese Zielgruppen jahrelang mehrmals wöchentlich auf diese Verpflegungsform angewiesen sind und der Einfluss auf die Gesundheit der Gäste entsprechend groß ist. …
- Wie eingangs dargestellt, sind drei zentrale Strategien für eine nachhaltigere Gemeinschaftsverpflegung
- 05 — Empfehlungen an das Erzbistum Freiburg – und allgemein an Träger von Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen
- … In der Bio-Regio-Studie wurde herausgearbeitet, dass für eine nennenswerte Erhöhung der Bio-Quote in erster Linie höhere Wareneinsatzkosten entstehen. …
- Wenn der Träger eine höhere Bio-Regio-Quote anstrebt – was Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaften und die Bewahrung der Schöpfung wäre – so besteht auch eine gewisse Verpflichtung, die hierfür notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen zu schaffen. …
- Rückendeckung für weniger Fleisch — In Bezug auf die Strategie, die Speisepläne in Richtung einer stärker pflanzenbetonten Kost anzupassen, wäre eine ausdrückliche Legitimierung, ja Forderung, der Bistumsleitung hilfreich, entsprechende Änderungen nach Möglichkeit in der Erzdiözese herbeizuführen.
- Aus den Häusern war zu erfahren, dass sowohl weltliche Seminargruppen und Tagesgäste als auch kirchliche Gäste (welche in den meisten Häusern eine besonders relevante Gästegruppe bilden) explizit eine fleischbetonte Kost erwarten.
- Der Zusammenhang zwischen ethischen Fragestellungen, auch in Bezug auf die Bewahrung der Schöpfung, und dem individuellen Essverhalten scheint – wie auch allgemein in der Gesellschaft – nicht hergestellt oder verdrängt zu werden. Eine klare Positionierung der Bistumsleitung würde dem Bemühen der Häuser den Rücken stärken und die Gästekommunikation erleichtern.
Auszüge und Hinweise zur Initiative fair.nah.logisch.
Bereits 2016 wurde die Initiative »fair.nah.logisch.« durch den Diözesanrat der Erzdiözese Freiburg und Erzbischof Stephan Burger beschlossen, gestartet wurde sie im Oktober 2017. Ziel ist es, Kirchengemeinden und Einrichtungen der Diözese dabei zu unterstützen, ihren Einkauf und ihren Konsum an öko-fairen Kriterien auszurichten. Die Teilnehmenden müssen bestimmte Kriterien erfüllen bzw. umsetzen und werden dafür mit einer Urkunde ausgezeichnet. Die Selbstverpflichtung, die die Kirchen und Einrichtungen dafür eingehen müssen, versteht sich dabei eher als einzelne kleine Schritte für bestimmte Projekte denn als eine sofortige Umsetzung in Gänze. Zentral für das ambitionierte Projekt der Erzdiözese ist dabei der Umwelt- und Klimaschutz. Tierschutz als Anforderung wird nur sehr marginal behandelt.
- Unser Ziel ist es, dass 80 Prozent der Einrichtungen, Seelsorgeeinheiten, Gruppen und Verbände in der Erzdiözese Freiburg die Initiative unterstützen und durch bewusste Kaufentscheidungen ihren Beitrag zum Umweltschutz und zu fairen Arbeitsbedingungen leisten. (Flyer-Auszug)
Für die Teilnahme müssen die Gemeinden und Einrichtungen, wie erwähnt, jeweils eine Selbstverpflichtungs-Erklärung (Download) abgeben, in der sie die Einhaltung der obigen Kriterien zusichern. Wörtlich heißt es dort:
- Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung Gottes und die Einhaltung der Rechte aller Menschen sind uns wichtig. Wir setzen uns dafür ein, dass die Produkte, die wir für unsere Einrichtung / Kirchengemeinde einkaufen, fairen, regionalen und ökologischen Kriterien entsprechen.
Wir verpflichten uns daher, die Ziele der Initiative fair.nah.logisch. in unserer Einrichtung / Kirchengemeinde umzusetzen.
Den Kirchengemeinden wird zudem noch ein Leitfaden (Download) an die Hand gegeben, aus dem deutlich wird, dass sich die Umsetzung nur auf Teilbereiche bezieht:
- Überlegen Sie doch, auf welche Bereiche, Einrichtungen, Orte und Gruppen sich die Initiative fair.nah.logisch. in Ihrer Kirchengemeinde beziehen soll …
Ebenso verhält es sich bei Einrichtungen, die an der Initiative fair.nah.logisch. teilnehmen. Hier geht es zum Beispiel darum, für einzelne Produktgruppen von IT, Papier etc. oder auch einzelne Lebensmittel konkrete ökologische Beschaffungsziele festzulegen und zu erreichen.
- Ziele definieren … Sie definieren Maßnahmen zur Erfüllung der fair.nah.logisch.-Aufgaben, die Sie selbst vorgenommen haben.
Über 80 Einrichtungen und Kirchengemeinden (Abruf 14.02.2025) sollen sich laut der Website bereits angeschlossen haben. Im oben erwähnten »Energie- und Klimabericht der Erzdiözese Freiburg 2023« wird jedoch als Status zum Projekt unter 5.2.19 (022) eine »Verhaltene Resonanz in den Kirchengemeinden« festgehalten. Dies ist nachzuvollziehen, denn die Erzdiözese verfügt nach eigenen Angaben allein über 1.048 Pfarreien, 1.019 Kindertagesstätten sowie 700 Pflege- und Senioreneinrichtungen. Unter »Bereits dabei sind …« führt die Erzdiözese eine Aufstellung der Teilnehmenden auf.
fair.nah.logisch.-pädagogisch ist dabei ein weiterer Teil der Initiative in Kooperation mit der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg. Als Entwicklungsziele für Mittagsverpflegung / Mensa werden zum Beispiel folgende aufeinander aufbauende genannt, ohne Zeitrahmen:
- Täglich eine vegetarische Option. Vegetarische Gerichte sind grundsätzlich günstiger als Fleischgerichte.
- Täglich eine vegetarische Option. Vegetarische Gerichte sind grundsätzlich günstiger als Fleischgerichte. Ein Produktbereich ist biozertifiziert. Essensabfälle werden überwacht und gering gehalten.
- Biozertifizierung (min. 50% Bioanteil), min. 3 Tage ausschließlich vegetarisches Angebot. Vegetarische Gerichte sind grundsätzlich günstiger als Fleischgerichte. Essensabfälle werden überwacht und gering gehalten.
Der Klima-Euro für nachhaltige Gemeindefeste ist ebenfalls Teil der Initiative fair.nah.logisch. und fördert aus Mitteln des Klimaschutzfonds der Erzdiözese nachhaltige Veranstaltungen mit bis zu 500 €. Dazu müssen Maßnahmen aus den zwei Handlungsfeldern »Verpflegung und Ressourcen« und »Abfallvermeidung« umgesetzt werden.
Auch die Vortragsreihe »Es geht um die Wurst« und ihre Videodokumentation vom Herbst 2024 thematisieren die Notwendigkeit, den Konsum von Tierprodukten zu reduzieren, und gehen dabei aus verschiedenen Aspekten auf die Mensch-Tier-Beziehung ein. Auch wenn wir aus Tierschutzperspektive – Schlachten ist kein Tierschutz – weitergehende Forderungen vertreten, so macht die Vortragsreihe bereits sehr deutlich, dass die Massentierhaltung und ihre grausamen Auswirkungen ebenso wie der hohe Konsum von Tierprodukten und deren ökologische wie gesundheitliche Folgen für die Kirche nicht hinnehmbar sein sollten, und fordert entsprechende Maßnahmen durch die Kirchen.
3.3 Die Diözese in Zahlen: Über welche Anzahl von Mitgliedern, Kirchengemeinden, Pastor*innen, Kitas, Schulen, Seniorenheimen etc. verfügt die Erzdiözese Freiburg (ungefähre Angaben)?
Basierend auf folgenden Quellen: »Informationen zum Erzbistum«, »Wikipedia Erzbistum Freiburg«, »Basisinformationen: Arbeitgeber Erzbistum Freiburg«, »Häufige Fragen (FAQ)«, »Religionsunterricht in Zahlen«, »Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg«
- 1.652.218 Mitglieder
- 26 Dekanate
- 1.048 Pfarreien inklusive Kuratien
- 969 Pastoren (774 Diözesanpriester und 195 Ordenspriester – Zahlen von 2018)
- 29.000 haupt- und nebenberuflich Beschäftigte
- 1.019 Kindertagesstätten mit 65.000 Kitakindern
- 32 Schulen mit rund 12.000 Schülerinnen und Schülern. Etwa 200.045 Schülerinnen und Schüler nehmen am kath. Religionsunterricht an öffentlichen und freien/privaten Schulen in der Erzdiözese Freiburg teil.
- 700 Pflege- und Senioreneinrichtungen (einschließlich Sozialstationen)
- Freiburger Diözesan-Caritasverband: 22.000 Mitarbeiter*innen (in mehr als 2.000 Einrichtungen – in Kindertagesstätten, Einrichtungen der Erziehungshilfe, Altenheimen, Krankenhäusern oder Behindertenwerkstätten mit insgesamt mehr als 105.000 Plätzen.)
4 Landverpachtung
4.1 Verfügt die Erzdiözese Freiburg über einen Musterpachtvertrag bzw. klare Regelungen für die Verpachtung von Kirchenland an die Landwirtschaft und was ist darin konkret zum Tierschutz und/oder zur Biodiversität geregelt? Wie verbindlich sind diese ggf.?
Die Erzdiözese Freiburg hat für die Landverpachtung hinsichtlich des Tierschutzes nur wenige Regelungen, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. So sollen bei der Vergabe unter anderem Aspekte wie »Ökologischer Anbau vor konventionellem Anbau« und »Artgerechte Tierhaltung (Tierwohl) vor Konventioneller Tierhaltung« berücksichtigt werden, sofern ähnlich zu bewertende Angebote für das Pachtland vorliegen. Zudem wird hinsichtlich der Auswahl der Pächter*innen auf ein Punktesystem mit verschiedenen Kriterien verwiesen. Das genaue Punktesystem ist uns dabei nicht bekannt. Der Anbau gentechnisch veränderter Organismen ist nicht zulässig, dies wird mit einem verantwortlichen Umgang mit »der Natur und den Mitgeschöpfen« sowie dem Schutz der »Natur (= schöpfungsgerecht handeln)« begründet. Ein ähnlich deutliches Bekenntnis gegen Massentierhaltung, wie es einige andere Bistümer und Landeskirchen vornehmen, fehlt leider. Hier möchten wir erneut auf die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens verweisen. Diese hat bereits 2014 auf ihrer Landessynode eine Empfehlung für Gemeinden beschlossen, »kein Kirchenland für sogenannte industrielle Massentierhaltung zur Verfügung zu stellen«, und dies mit »ethisch nicht tolerierbaren Missständen in Aufzucht und Haltung der Tiere« begründet. Auch die Evangelische Kirche Mitteldeutschland hat 2017 ihre Verordnung zur Verpachtung kircheneigener Landwirtschaftsflächen angepasst, die als Ausschlusskriterium vorsieht: »Im Betrieb darf wegen der Belastungen für die Umwelt, die Bevölkerung und der Sorge um das Tierwohl keine Massentierhaltung stattfinden«, und nach der zudem gilt: »Betriebe, in denen systematisch geschlechtsbezogen Tiere (u. a. Küken) getötet werden, können nicht berücksichtigt werden.«
Das Referat Immobilienmanagement der Stiftungen der Erzdiözese Freiburg gibt an, die in der Pfarrpfründestiftung der Erzdiözese Freiburg gebündelten Landflächen zu verwalten, und führt dazu unter anderem nachfolgende Dokumente Pachtbedingungen und Verfahrensart an, aus denen wir relevante Inhalte wie folgt zitieren:
Allgemeine Pachtbedingungen für kirchliche Grundstücke – Stiftungen der Erzdiözese Freiburg
- 1.5 … Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verpächters dürfen auf dem Pachtgrundstück keine Bauwerke, wie z.B. Ställe, Schuppen, Hütten, Zäune und Mauern, errichtet werden.
- 1.7. Ausgenommen von der Verpachtung sind Jagd und Fischereirechte.
- 7.2 … Abwasser, Fäkalien, Klärschlamm und ähnliche Stoffe aus Siedlungsabfällen und vergleichbare Stoffe aus anderen Quellen, dürfen auf das Pachtgrundstück nicht aufgebracht werden.
- 7.5. Der Pächter wird nachdrücklich gebeten, auf dem Pachtgrundstück kein gentechnisch verändertes Saatgut aufzubringen und keine gentechnisch veränderten Organismen anzubauen.
Das christliche Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer der Welt und die Einsetzung des Menschen zum Hüter und Sachwalter seiner Schöpfung (Gen. 2, 15) verpflichten zu einem verantwortlichen Umgang mit der Natur und den Mitgeschöpfen.
Die Kirche will damit einen aktiven Beitrag zum Schutz und Erhalt der Schöpfung leisten und durch ein nachhaltiges Wirtschaften die Lebensgrundlagen für alle jetzt und zukünftig lebenden Menschen ebenso sichern wie die Natur (= schöpfungsgerecht handeln).
Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist dies beim Anbau gentechnisch veränderter Organismen nicht zweifelsfrei gewährleistet.
Vergabe von Landpachtflächen der Stiftungen der Erzdiözese Freiburg und der Erzdiözese Freiburg
- 1. Allgemeines
- Pachtverträge werden in der Regel für neun/zwölf Jahre mit dem bisherigen Pächter geschlossen. …
- Die Pächterauswahl erfolgt auf der Grundlage vorgegebener Kriterien, die es im Rahmen eines Punktesystems nach pflichtgemäßem Ermessen zu bewerten gilt. Alle eingegangenen Pachtbewerbungen sind mit Hilfe des vom Verpächter vorgegebenen Pächter-Punkte-Systems zu bewerten. Dabei gilt es, die Kriterien zu bewerten, die im entsprechenden Formular näher beschrieben sind. Für jedes Kriterium kann eine unterschiedliche Zahl von Punkten vergeben werden. Die maximal erreichbare Gesamtpunktzahl beträgt 9. Es soll der Bewerber mit den meisten Punkten Pächter werden. Zuständig für die Durchführung des PVV sind die Stiftungen der Erzdiözese Freiburg.
- 2. Auswertung
- Haben mehrere Pachtbewerber die gleiche Punktzahl und ist eine Aufteilung der Pachtflächen nicht möglich oder nicht zweckmäßig, ist nach weiteren wirtschaftlichen, kirchlichen und sozialen Abwägungsgründen ein geeigneter Pächter auszuwählen. Nachfolgend werden hierfür denkbare Gesichtspunkte für die Entscheidungen benannt:
– bisheriger Pächter vor neuem Pächter
– Ökologischer Anbau vor Konventionellem Anbau
– Artgerechte Tierhaltung (Tierwohl) vor Konventioneller Tierhaltung
– Kirchenmitglied vor nicht Kirchenmitglied
– katholisch vor anderer Konfession
– näherer Pächter vor fernerem Pächter
– höherer Pachtpreis vor niedrigerem Pachtpreis
– Haupterwerbslandwirt vor Nebenerwerbslandwirt
- Haben mehrere Pachtbewerber die gleiche Punktzahl und ist eine Aufteilung der Pachtflächen nicht möglich oder nicht zweckmäßig, ist nach weiteren wirtschaftlichen, kirchlichen und sozialen Abwägungsgründen ein geeigneter Pächter auszuwählen. Nachfolgend werden hierfür denkbare Gesichtspunkte für die Entscheidungen benannt: