Die Kirche serviert mehr Tierleid als McDonald’s, Burger King und KFC zusammen

»Die Kirche in Deutschland ist neben dem Staat die größte Konsumentin.«
(Erzbistum Köln, Visionspapier Schöpfungsverantwortung)

Die katholische und die evangelische Kirche servieren in ihren mehr als 130.000 Einrichtungen täglich Millionen Mahlzeiten – überwiegend aus schlimmster Massentierhaltung. Allein in den rund 38.000 Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen von Caritas und Diakonie werden täglich etwa 2,7 Millionen Essen ausgegeben. Diese Einrichtungen bilden den größten und sichtbarsten Teil der kirchlichen Versorgung.

Hinzu kommen zahlreiche weitere Kitas, Schulen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die nicht unter dem Dach von Caritas oder Diakonie organisiert sind, sondern direkt von Bistümern, Landeskirchen oder anderen kirchlichen Trägern betrieben werden. Auch in diesen Einrichtungen werden täglich große Mengen an Mahlzeiten für Kinder, Jugendliche, Patient*innen sowie Bewohner*innen zubereitet.

Zudem müssen täglich rund 1,8 Millionen Beschäftigte versorgt werden, für die die Kirche eigene, oft deutlich attraktivere Kantinen- und Küchenangebote bereithält – getrennt von der Patienten- und Bewohnerverpflegung. Auch die rund 23.000 Kirchengemeinden tragen mit Gemeindecafés, Sozialküchen, Tagungshäusern und regelmäßigen Treffen zum kirchlichen Gesamtvolumen bei.

Zum Vergleich:
McDonald’s, Burger King und KFC bedienen in ihren zusammen 2.400 deutschen Filialen »nur« etwa 2,5 Millionen Gäste pro Tag.

2. Wie groß ist die kirchliche Infrastruktur für die Essensversorgung?

Die evangelische Kirche betreibt mehr als 74.000 Gebäude darunter Kitas, Schulen, Kirchen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Pfarrhäuser und viele weitere soziale Einrichtungen. In dieser Zahl sind bspw. die Häuser der Diakonie noch nicht einmal enthalten.

Die katholische Kirche verfügt über rund 60.000 Gebäudedarunter ebenfalls mehrere tausend Kitas und Schulen, theologische Institute, Bildungseinrichtungen, kirchliche Verwaltungsgebäude sowie etwa 24.000 Kirchen. Dazu kommen mehr als 25.000 Einrichtungen der Caritas, die zu den größten sozialen Trägerstrukturen Deutschlands gehören.

Hintergrund: Zu den Immobilien der katholischen Kirche zählen bspw. 9.407 Kindertageseinrichtungen mit 633.830 betreuten Kindern, 904 Schulen mit 359.500 Schüler*innen, 34 Katholisch-Theologische Institute mit 14.333 Studierenden, 541 Einrichtungen der Erwachsenenbildung, rund 24.000 Kirchengebäude sowie 25.064 Caritas-Einrichtungen mit insgesamt 695.921 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen.

Zusammen kommen beide Kirchen auf weit über 130.000 Einrichtungen/Gebäude. Selbstverständlich wird nicht in allen Einrichtungen eine Essensausgabe betrieben – deshalb beziehen wir unsere Berechnung ausschließlich auf stationäre und teilstationäre Einrichtungen, in denen regelmäßig Mahlzeiten ausgegeben werden.

4. Allein die Caritas und Diakonie servieren 2,7 Millionen Mahlzeiten täglich

Die beiden größten Wohlfahrtsverbände Deutschlands sind die katholische Caritas und die evangelische Diakonie. Unter ihren Dächern läuft ein großer Teil der Kitas, Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Altenheime, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Sozialstationen, Beratungsstellen und vieler weiterer sozialer Dienste der beiden Amtskirchen zusammen.

Aus der Zentralstatistik der Caritas sowie der Einrichtungsstatistik der Diakonie lassen sich konkrete Angaben zu Anzahl und Art der Einrichtungen, ihren Platz- und Kapazitätsangeboten, der Zahl der hauptamtlichen Mitarbeitenden (Teil- und Vollzeit) und vielen weiteren Kennzahlen entnehmen.

Zusammenfassung aus der Zentralstatistik der Caritas 2022:

Zusammenfassung aus der Einrichtungsstatistik der Diakonie 2024:

Auf Basis dieser Werte kommen wir gemäß unserer tabellarischen Darstellung auf etwa 1,27 Mio. tägliche Mahlzeiten, die durch Einrichtungen der Caritas ausgegeben werden und 1,43 Mio. Mahlzeiten, die durch die Diakonie ausgegeben werden. Zusammen also gut 2,7 Mio. Mahlzeiten täglich.

Die beträchtlichen Versorgungskapazitäten werden auch auf der Website EKD zur Diakonie sowie der Caritas eindringlich verdeutlicht.

Dabei haben wir die ausgegebenen Mahlzeiten in Schulen der katholischen und evangelischen Kirche noch nicht berücksichtigt, da sich hier eine Zuordnung zu den beiden großen Werken schlecht abgrenzen lässt. Laut der Website »katholische-schulen.de« besuchen 310.352 Schüler*innen allgemeinbildende Schulen und 49.154 Schüler*innen berufsbildende Schulen der katholischen Kirche. Die »SES – Statistik Evangelische Schulen« nennt 1.027 Schulen in evangelischer Trägerschaft mit 210.962 Schüler*innen. Zusammen 570.468 Schüler*innen, die – wie weiter oben dargelegt – mindestens 142.000 weitere Mahlzeiten an Schultagen ausmachen.

Massentierhaltung raus aus kirchlichen Einrichtungen – vegane Alternativen rein.

6. Kirche übertrifft Fast-Food-Ketten beim Tierleid

Debatten über Tierleid richten sich häufig gegen Fast-Food-Konzerne. Doch der größte „unsichtbare“ Motor der Massentierhaltung sitzt mitten in unserer sozialen Infrastruktur – in den Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen und Kirchengemeinden der katholischen und evangelischen Kirche.

Die drei größten Fast-Food-Ketten des Landes – McDonald’s, Burger King und KFC – bedienen in ihren insgesamt rund 2.400 deutschen Filialen nach unseren Berechnungen täglich etwa 2,45 Millionen Gäste und geben damit eine beeindruckende Anzahl an Mahlzeiten aus.

Caritas und Diakonie geben bereits heute rund 2,7 Millionen Mahlzeiten täglich für die Menschen aus, die sie unmittelbar betreuen. Diese Zahl umfasst jedoch weder die rund 1,8 Millionen Beschäftigten noch die hunderttausenden Schüler*innen an den evangelischen und katholischen Schulen. Wie die folgenden Abschnitte zur kirchlichen Infrastruktur zeigen, ist davon auszugehen, dass täglich noch weitere Millionen Mahlzeiten ausgegeben werden.

»Die Kirche in Deutschland ist neben dem Staat die größte Konsumentin.«

Erzbistum Köln | Visionspapier Schöpfungsverantwortung S. 12 (3)

8. Die Kirche könnte ein Gamechanger für den Tierschutz sein – wenn sie es will

Überall dort, wo die Kirche wirkt, wird auch gegessen – im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich. Wer Verantwortung über Millionen Mahlzeiten trägt, trägt auch Verantwortung für das, was auf den Tellern landet. Und wer täglich Millionen Mahlzeiten mit tierlichen Produkten bestellt, ist ein zentraler Akteur im System der Massentierhaltung – unabhängig davon, ob die Küche von einem Caterer oder einer Tochtergesellschaft betrieben wird.

Die Kirche predigt Schöpfungsverantwortung, Klimaschutz und Mitgefühl. Doch in ihren Küchen landen täglich Produkte aus einem System, das all diesen Grundsätzen widerspricht. Solange die Kirche an ihrer Einkaufspolitik festhält, handelt sie gegen ihre eigenen christlichen Werte. Wir fordern die Kirchen auf, ausschließlich tierliche Produkte aus den Haltungsformen 4 und 5 zu beziehen – und gleichzeitig das Angebot an hochwertigen veganen Optionen deutlich auszubauen.

Mit einem entschiedenen Kurswechsel jedoch könnte sie zu einer der stärksten Kräfte für echten Tierschutz in Deutschland werden. Welchen weiteren Weg die Kirche einschlägt, entscheidet sie letztlich selbst – doch öffentlicher Druck kann sie daran erinnern, wofür ihre christliche Identität stehen sollte.

Die rund drei Millionen Mahlzeiten von Caritas und Diakonie zeigen, wie groß der kirchliche Einfluss schon dort ist, wo sich Zahlen sicher erfassen lassen. Doch sie sind nur der Anfang. Die vielen weiteren Träger, Einrichtungen und Programme erhöhen das tägliche Gesamtvolumen erheblich. Für besseren Tierschutz braucht es aber auch keine vollständige Bilanz aller kirchlichen Strukturen. Es braucht den Willen und den Mut, ab sofort tierfreundlichere Entscheidungen zu treffen.

Informationen zum Tierschutz-Kirchen-Ranking